In den letzten Monaten häufen sich in europäischen Drug-Checking-Angeboten Fälle von als 3-MMC (Meow Meow) oder 4-MMC (Mephedron, Mephi) deklarierten Proben, die stattdessen andere, deutlich potentere Cathinone enthalten. Auch im DIZ Zürich wurden kürzlich zwei vermeintliche 3-MMC-Proben getestet, die ausschliesslich aus NEP bzw. alpha-PVP bestanden.
Aktuell enthalten im DIZ Zürich ca. 70% der als 3-MMC deklarierten Proben andere Substanzen. Statt des erwarteten 3-MMC finden sich häufig N-Ethylpentedron (NEP), alpha-PVP oder andere Cathinone wie z.B. 2-MMC. Die Falschdeklarationen beschränken sich nicht nur auf die Schweiz: Drug-Checking-Angebote von Belgien und Frankreich melden ähnliche Fälle.
Das Hauptrisiko der Falschdeklarationen liegt in den starken Dosierungsunterschieden. Während Cathinone wie 2-MMC, 3-MMC oder 4-MMC typischerweise in geschluckten Dosierungen von 100-200mg konsumiert werden, sind bei der Substanz NEP bereits 20-50mg geschluckt eine aktive Dosis - das entspricht einer 3-5 fach höheren Potenz. Bei alpha-PVP sind sogar bereits 5-15mg geschluckt wirksam, was bedeutet, dass eine gewohnte 3-MMC-Dosis zu einer massiven und potenziell lebensbedrohlichen Überdosierung führen kann. Diese extremen Potenzunterschiede erklären sich durch die unterschiedlichen pharmakologischen Eigenschaften der Substanzen.
N-Ethylpentedrone (NEP) unterscheidet sich von 3-MMC nicht nur in der Potenz, sondern auch in der Wirkdauer. Studien zeigen, dass NEP eine Eliminationshalbwertszeit von fast 13 Stunden hat, während 3-MMC deutlich schneller abgebaut wird. Dies bedeutet, dass sich die konsumierten Dosen überlagern und somit zu ungewollten Überdosierungen führen können. NEP wirkt hauptsächlich auf Dopamin- und Noradrenalin-Systeme, während 3-MMC zusätzlich auf Serotonin wirkt. Dies bedeutet, dass NEP eine reine Stimulation ohne die empathischen Effekte von 3-MMC erzeugt.
Alpha-PVP, auch bekannt als Flakka, bringt zusätzliche Risiken mit sich. Die Substanz steht europaweit in Zusammenhang mit mehreren Todesfällen und psychotischen Episoden. Alpha-PVP wirkt geschluckt bereits nach 40 Minuten maximal und erzeugt intensivere Effekte als andere Cathinone. Als hochpotenter Dopamin-Wiederaufnahmehemmer kann es extreme Euphorie, aber auch Verfolgungsängste und aggressives Verhalten auslösen. Gemäss Userberichten führt es bei vielen Konsumierenden zu einem zwanghaften Nachlegen ("Craving") und erhöht das Überdosierungsrisiko.
Der Grund für diese Entwicklung liegt vermutlich in der aktuellen Rechtslage. 3-MMC und 4-MMC sind in vielen europäischen Ländern mittlerweile kontrolliert oder verboten. Hersteller weichen auf in den jeweiligen Ländern noch unregulierte Substanzen wie NEP aus.
• Substanzen vor dem Konsum testen lassen: Besonders bei Cathinonen wie 3-MMC oder 4-MMC kommt es aktuell sehr häufig zu Falschdeklarationen. Drug Checking ist bei Cathinonen aktuell wichtiger denn je. Falls kein Drug Checking verfügbar ist, immer mit einem Viertel der gewohnten Dosierung beginnen. Warte mindestens 2 Stunden, bevor du nachlegst.
• Bei einer ungewöhnlichen Wirkung stoppen: Wenn sich eine vermeintliche 3-MMC-Dosis anders anfühlt - zu stark, zu lange, oder mit ungewohnten Nebenwirkungen - ist es möglicherweise eine andere Substanz. Nachlegen macht es nur risikoreicher.
• Längere Pausen zwischen dem Nachlegen einhalten: Warte mindestens 3-4 Stunden mit dem Nachlegen, auch wenn die Wirkung nachzulassen scheint. NEP wirkt im Körper sehr lange und akkumuliert bei wiederholtem Konsum.
• Warnsignale ernst nehmen: Bei starker Überhitzung, Herzrasen oder beginnenden negativen Gedanken und Verfolgungsängsten sofort den Konsum stoppen. Bei schweren Symptomen medizinische Hilfe holen (144).
• Reagent-Tests allein reichen nicht: Home-Tests können zwar Cathinone erkennen, aber meistens nicht zwischen 3-MMC, NEP oder alpha-PVP unterscheiden. Ein positiver Cathinon-Test gibt möglicherweise ein falsches Sicherheitsgefühl.