Leichter THC Anstieg, aufkommen halbsynthetischer Cannabinoide

Als Ergänzung zu den Jahresauswertungen veröffentlicht das DIZ halbjährlich Auswertungen der analysierten Cannabisproben.

Zahlen und Durchschnittswerte

Im ersten Halbjahr 2023 wurden im Drogeninformationszentrum (DIZ) Zürich insgesamt 192 Cannabisproben zur Analyse abgegeben. Bei 127 Proben handelte es sich um Cannabis-Blüten, bei 46 Proben um Haschisch und bei 17 Proben um andere Cannabisprodukte wie Öle, Liquids, Edibles (Gummibären, Süssigkeiten etc.) und Dabs (Cannabiskonzentrat).

Folgend werden jeweils die Ergebnisse der letzten Jahre im Verhältnis dargestellt (2022/2021).

Die Blütenproben enthielten einen Durchschnittswert von 13.9% (13.3%/13.0%) THC. Der Durchschnittsgehalt von CBD war mit 0.33% (1.1%/0.9%) tiefer als in den letzten Auswertungen. Dies lässt sich am Beispiel der Blütenprobe mit dem höchsten CBD-Gehalt noch verdeutlichen. Diese enthielten in den vergangenen Jahren noch 14.5% bzw. 12.3%, im ersten Halbjahr 2023 enthielt die Blütenprobe mit dem höchsten CBD-Gehalt lediglich 1.01%.

Die Haschischproben enthielten einen Durchschnittswert von 25.75% (24.4%/19.6%) THC. Der Durchschnittsgehalt von CBD war mit 1.03% (1.2%/4.2%) erneut auf einem tiefen Wert wie 2022. Augenscheinlich war, dass die Probe mit dem höchsten THC-Gehalt (59.2%) deutlich höher war, als die bisher abgegebenen Proben mit dem höchstens Wirkstoffgehalt (49.9%/49.5%).

Weitere Inhaltsstoffe

Von den 192 Proben enthielten 14 unerwartete Inhaltsstoffe.

Synthetische Cannabinoide

Erfreulicherweise setze sich der Trend fort, dass nur wenige Proben mit synthetischen Cannabinoiden verunreinigt waren. Von den Total 192 abgegebenen Proben im ersten Halbjahr 2023 waren lediglich zwei Proben (1%) betroffen. 2022 waren noch 2.8% und 2021 10% aller Proben verunreinigt.

Dafür zeigt sich eine Zunahme halbsynthetischer Cannabinoide (Delta-8-THC und HHC). Halbsynthetische Cannabinoide können, im Unterschied zu vollständig synthetisch hergestellten Cannabinoiden, durch chemische Prozesse aus natürlichen Cannabinoiden gewonnen werden.

∆8 –THC (Delta-8-THC)

In 7 Proben (3 Öl-, 2 Haschisch-, 1 Blüten- und 1 Wachsprobe) wurde Delta-8-THC nachgewiesen

Delta-8-THC ist ein psychoaktives Cannabinoid, welches eine ähnlich berauschende Wirkung wie Delta-9-THC (das «klassische» THC) hervorruft, jedoch weniger potent ist. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist Delta-8-THC hauptsächlich ein Nebenprodukt, das bei der chemischen Umwandlung von CBD (Cannabidiol) zu Delta-9-THC entsteht. Diese Umwandlung wird vermutlich dazu genutzt, um aus rauscharmen CBD-Produkten, oder reinem CBD, Delta-9-THC zu erzeugen. Das daraus entstehende Gemisch aus Delta-8-THC und Delta-9-THC kann danach auf CBD-Produkte aufgetragen werden, um diese als natürliche und THC-haltige Cannabisprodukte auf dem Schwarzmarkt verkaufen zu können. Es ist davon auszugehen, dass die bei der Umwandlung entstehenden Nebenprodukte toxisch wirken. Da Synthesenebenprodukte durch die Herstellenden oft nicht komplett abgetrennt und so von den Konsument*innen gemeinsam mit Delta-9-THC und Delta-8-THC auf Cannabisprodukten mitkonsumiert werden, wird beim Konsum ein unbekanntes Gesundheitsrisiko eingegangen. Über die Kurz- und Langzeitnebenwirkungen von Delta-8-THC und den Synthesenebenprodukten sind keine klinischen Studien vorhanden. Weitere Informationen zu Delta-8-THC findest du hier.

HHC (Hexahydrocannabinol)

In 4 Proben (3 Haschisch, 1 Öl) wurde HHC nachgewiesen. Bei HHC handelt es sich um ein THC-Derivat, das nur in Spuren in der Cannabis-Pflanze vorkommt. Es wird deshalb primär durch Hydrierung von THC (zum Beispiel aus Cannabisextrakten) gewonnen, kann aber auch vollsynthetisch hergestellt werden. Studien aus den frühen 1940er-Jahren deuten darauf hin, dass HHC etwa halb so potent wie ∆9-THC ist, ansonsten aber ähnliche Effekte aufweist. Gemäss Userberichten wird von einem ähnlichen Wirkspektrum wie bei ∆9-THC berichtet, in höheren Dosen soll die Substanz aber eine als unangenehm empfundene Wirkung entfalten. Zu Risiken und Nebenwirkungen von HHC ist nur wenig bekannt, über Langzeitfolgen des Konsums gibt es gar keine Daten. Weitere Informationen zu HHC findest du hier.

Pilotprojekt Züri CAN

Auf der Grundlage der neu geschaffenen gesetzlichen Voraussetzungen haben die Stadt Zürich und die Universität Zürich die Studie «Züri Can – Cannabis mit Verantwortung» ausgearbeitet. Die Studie untersucht die Auswirkungen des Bezugs von ausgewählten Cannabisprodukten aus kontrolliertem Anbau unter regulierten Bedingungen auf den Konsum und die Gesundheit der Teilnehmenden. Zudem sollen unterschiedliche Modelle des regulierten Bezugs von Cannabis miteinander verglichen werden. Das DIZ Zürich wird ab dem 22. August 2023 eine der Verkaufsstellen sein. Neben uns werden 10 Apotheken und 10 Socialclubs das Angebot komplettieren.

Für weitere Informationen und den genauen Beschrieb der Studie findest du hier.

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