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Synthetische Cannabinoide (in der Fachliteratur auch als Cannabimimetika oder Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten beschrieben) werden zu den «Neuen Psychoaktiven Substanzen» (NPS) gezählt. Es liegen betreffend Wirkung, Risiken, Langzeitfolgen und Wechselwirkungen nur wenige Informationen vor.
Synthetische Cannabinoide ähneln in ihrer Wirkweise dem in der Hanfpflanze natürlich vorkommenden Cannabinoid Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC). Synthetische Cannabinoide docken wie THC an die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 im Gehirn und in anderen Organen des menschlichen Körpers an. Ursprünglich wurden synthetische Cannabinoide als therapeutische Mittel zur Schmerzlinderung entwickelt. Es hat sich jedoch als schwierig erwiesen, die gewünschten therapeutischen Eigenschaften von der ungewünschten psychoaktiven Wirkung zu trennen.
Die Wirkung von synthetischen Cannabinoiden ist um ein Vielfaches stärker als beim natürlich vorkommenden THC (je nach synthetischem Cannabinoid kann es 50 bis 100 Mal stärker wirken). Das bedeutet, dass viel weniger Substanz benötigt wird, um eine Wirkung zu entfalten. Daher ist auch die Gefahr einer Überdosierung sehr hoch. Zudem variiert die Wirkung und Wirkdauer jedes einzelnen synthetischen Cannabinoids. Da synthetische Cannabinoide kaum erforscht sind, kann die Wirkung auch nicht vollständig eingeschätzt werden.
Konsumierende berichten von einem cannabis-ähnlichen Zufriedenheitsgefühl und tiefer Entspannung. Es kann auch zur Veränderung akustischer, visueller und haptischer (Tastsinn) Empfindungen kommen. Einige synthetische Cannabinoide scheinen zudem leicht stimulierend zu wirken, Konsumierende berichten von anregenden und antriebssteigernden Wirkungen.
Aufgrund der grossen Anzahl an unterschiedlichen synthetischen Cannabinoiden (rund 300) und der schwierigen Handhabung wird auf eine Dosierungsangabe verzichtet. Beachte daher die Safer-Use-Regeln, um das Risiko einer Überdosierung zu minimieren. Synthetische Cannabinoide werden hauptsächlich geraucht, könnten theoretisch jedoch auch geschnupft, gespritzt oder geschluckt werden.
Wirkungseintritt
Geraucht und geschnupft: unmittelbar oder nach wenigen Minuten
Geschluckt: die Wirkung tritt verzögert ein, ist stärker und hält länger an.
Wirkdauer
3 bis 6 Stunden. Einige Konsumierende berichten auch von bis zu 8 Stunden. Konsumierende, die synthetische Cannabinoide unabsichtlich auf falschdeklariertem CBD-Cannabis konsumiert haben, berichten davon, dass die Wirkung sehr rasch und heftig einsetzt und nach 10 bis 30 Minuten bereits wieder stark abflacht.
Erscheinungsformen
Seit 2005 werden synthetische Cannabinoide in Räuchermischungen aus Kräutern oder in sogenannten Räucherstäbchen/ Raumlufterfrischern verkauft. Typische Beispiele sind unter anderem Spice Gold, Spice Silver, Bloom, Bonzai, Sence und Yucatan Fire. Diese Produkte werden in der Regel über das Internet und in «Headshops» als sogenannte «Legal-High-Produkte» in bunt bedruckten Tütchen aus Metallfolie verkauft. Sie sind jedoch auch unter ihrer chemischen Bezeichnung als Reinstoffe erhältlich. Die gesetzgebende Instanz aktualisiert laufend das Betäubungsmittelverzeichnis, weshalb die Substanzen oftmals schnell wieder vom Markt verschwinden und neue Kreationen erscheinen.
Seit 2020 kommt es in der Schweiz zunehmend vor, dass synthetische Cannabinoide auf legal produziertes CBD-Cannabis gesprüht/aufgetragen werden, um dieses trügerisch als natürliches THC-haltiges Cannabis gewinnbringender auf dem Schwarzmarkt verkaufen zu können. Diese Entwicklung hängt höchstwahrscheinlich mit der Überproduktion des legalen CBD-Cannabis und dem damit verbundenen Zusammenbruch des schweizerischen CBD-Marktes zusammen. Cannabisprodukte (Hanfblüten oder Haschisch), auf welche synthetische Cannabinoide gesprüht/aufgetragen wurden, sind optisch und geschmacklich nicht als solche erkennbar.
Weitere Informationen sind in unserem Auswertungsbericht zu den Synthetischen Cannabinoiden im DIZ Zürich zu finden.
Die Risiken und Nebenwirkungen können sich, je nachdem, welches synthetische Cannabinoid konsumiert wurde, relativ stark unterscheiden. Folgende Nebenwirkungen können auftreten: Beschleunigter Puls, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfälle, Brustschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen, Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, akute Psychosen, starkes Verlangen nachzulegen (Craving), aggressives und gewaltsames Verhalten, rasche Ohnmacht bis hin zu einem Herzinfarkt.
Der Konsum synthetischer Cannabinoide führt nicht selten zu Notfallbehandlungen. Der Global Drug Survey 2017 zeigte, dass synthetische Cannabinoide als zweithäufigste Substanz genannt wurden (nach Methamphetamin und vor Alkohol), deren Konsum zu medizinischen Notfallbehandlungen geführt hatte. Es lassen sich auch mehrere Todesfälle auf den Konsum synthetischer Cannabinoide zurückführen.
Werden synthetische Cannabinoide falsch deklariert auf CBD-Gras gesprüht und als THC-haltiges Cannabis verkauft, kann es noch schneller zu riskanten Überdosierungen und/oder starken, gesundheitlich bedenklichen Nebenwirkungen kommen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die teilweise sehr ungleichmässige Verteilung der Cannabinoide auf den Blüten.
Langzeitfolgen:
Über genaue Wirkmechanismen, Toxizität und mögliche Langzeitfolgen ist bis heute kaum etwas bekannt. Der aktuelle Stand des Wissens basiert fast ausschliesslich auf Berichten von Konsumierenden.
Bei häufigem und regelmässigem Konsum besteht jedoch die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit.
Lasse dein Cannabis bei einem Verdacht auf synthetische Cannabinoide in einem Drug-Checking-Angebot testen.
Neu gekaufte Cannabisprodukte beim ersten Konsum nur «antesten» (zwei, drei Züge nehmen) und danach 20 Minuten warten. Verzichte bei ungewöhnlicher Wirkung unbedingt auf weiteren Konsum!
Vermeide Mischkonsum! Mischkonsum (auch mit Alkohol oder Medikamenten) ist wegen der unvorhersehbaren und noch unbekannten Wechselwirkungen besonders riskant.
Vermische Cannabisprodukte vor dem Konsum gut (verwende wenn möglich einen Grinder), um eine starke Konzentration möglicher synthetischer Cannabinoide auf einzelnen Blütenteilen zu vermeiden. Besondere Vorsicht ist beim Restmaterial geboten, das von den äusseren Blütenteilen abgefallen ist, da darin eine besonders hohe Konzentration an synthetischen Cannabinoiden vermutet wird.
LSD-Analoga sind Substanzen, welche chemisch eine grosse Ähnlichkeit mit LSD besitzen und vergleichbar wirken können. Einige davon sind bereits länger bekannt (bspw. ALD52, ETH-LAD, AL-LAD, PRO-LAD etc.) und sind pharmakologisch wie auch psychopharmakologisch zumindest teilweise untersucht worden. Bei anderen handelt es sich um neuere «Kreationen» (bspw. die Derivate 1P-LSD,1B-LSD, 1cP-LSD, 1V-LSDetc.), zu denen nur wenige oder gar keine Daten vorliegen. Gewisse LSD-Analoga dürfen in einigen Ländern (noch) legal produziert, gehandelt und konsumiert werden, worin die Hauptursache für deren Verbreitung liegt.
Die meisten LSD-Analoga unterscheiden sich in ihrer Wirkung und/oder in ihrer Potenz naturgemäss von LSD (bspw. ETH-LAD, AL-LAD, LSZ etc.). Bei den sogenannten 1-acylierten LSD-Verbindungen (bspw. 1P-LSD, 1V-LSD, 1B-LSD,ALD-52 etc.) wird im Gegensatz dazu aufgrund von pharmakologischen Untersuchungen vermutet, dass sie sich im Körper in LSD umwandeln (sie funktionieren als sogenannte Prodrugs) und somit eine vergleichbare psychoaktive Wirkung wie LSD entfalten.
Bei Prodrugs von LSD und LSD-Analoga ist nicht abschliessend geklärt, ob diese, neben ihrer psychoaktiven Wirkung, noch weitere pharmakologische Effekte bewirken können. Wie potent diese Prodrugs im Vergleich zur daraus entstehenden Substanz sind (z.B.1P-LSD hin zu LSD), und in welchem Ausmass jeweils eine Verzögerung des Wirkungseintritts erfolgt, ist möglicherweise substanzabhängig und nicht zu verallgemeinern. Daher ist es wichtig, sich vorsichtig an die Dosis/Wirkung heranzutasten, um Überdosierungen zu vermeiden.
Wenn Du oder jemand anderes nach der Einnahme von Drogen oder Alkohol dringend Hilfe benötigt, rufe unter 144 einen Notarzt. Sag den Nothelfenden alles, was Du weisst.
Es könnte Leben retten.