Bewusstseinsverändernde Substanzen können beim Sex intensivierend oder enthemmend wirken. Sie können verschiedene Funktionen einnehmen. Sie können bspw. die Libido verstärken oder die Muskeln für Analverkehr entspannen. Zugleich sinkt die Hemmschwelle, ungeschützten Geschlechtsverkehr zu praktizieren und sich damit dem Risiko einer Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten auszusetzen. Sex im Zusammenhang mit Substanzkonsum birgt Risiken: vor allem bei hohen Dosierungen, stark sedierenden Substanzen und/oder Mischkonsum. Es kann zudem sein, dass man sich im Rausch auf Dinge einlässt, die man eigentlich nicht will, und dass man die Safer Sex-Regeln vergisst oder bereit ist, diese bewusst zu missachten.

Safer Sex

«Safer Sex» bedeutet nicht nur Schwangerschaftsverhütung, sondern auch Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV (eine HIV-Infektion ist bis heute nicht heilbar!), Hepatitis C, Syphilis, Gonokokken und Chlamydien. Auch unter Substanzeinfluss gilt: Kondome nicht vergessen! Vorsicht beim Oralverkehr, kein Sperma oder (Menstruations-) Blut in den Mund nehmen. Bei Sexpartner*innen, deren Gesundheitszustand du nicht kennst, blasen immer mit Gummi!

Damit der «Sextrip» kein «Bad Trip» wird

Konsumiert nur in gegenseitigem Einverständnis psychoaktive Substanzen zum Sex.
Besprecht vor dem Sex, welche Substanz und welche Dosis ihr konsumieren wollt.
Kläre mit deiner Partnerin/deinem Partner vorab, welche Sexpraktiken OK sind und welche tabu.
Vereinbart ein Stopp-Zeichen, um der Partnerin/dem Partner zu signalisieren, wenn sie/er zu weit geht.
Konsumiere nie so, dass du unfähig bist, dich zu wehren, oder dass du die Abwehrsignale deiner Partnerin/deines Partners nicht mehr bemerkst.
Kondome und Gleitmittel sollten immer zusammen verwendet werden und in Griffnähe sein. Je länger der Sex dauert, umso wichtiger ist es, das Kondom zu wechseln und (besonders bei Analverkehr) Gleitcreme zu verwenden.
Ecstasy, Speed, LSD und Kokain trocknen die Schleimhäute aus (Rissgefahr des Kondoms und erhöhtes HIV-Ansteckungsrisiko).

Wenn du unsafen Sex mit Unbekannten hattest...

...könntest du dich mit HIV oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion (STI) angesteckt haben:
Die Postexpositionsprophylaxe (PEP) kann das Risiko für eine Infektion mit HIV reduzieren. Du hast maximal 72 Stunden Zeit, dich bei der Aids-Hilfe oder im nächsten Spital beraten zu lassen. Wenn es angezeigt ist, wird dir eine PEP verabreicht; du musst dann während eines Monats Medikamente einnehmen. Das Risiko einer Infektion wird so zwar nicht hundertprozentig ausgeschlossen, aber stark vermindert. Die Einnahme dieser Medikamente kann mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein. 

Es gibt auch die Möglichkeit, Medikamente vor geplantem Sex mit einem HIV-positiven Person einzunehmen. Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) reduziert zwar die HIV-Ansteckungsgefahr, bietet aber keinen Schutz gegen Hepatitis C und andere sexuell übertragbare Krankheiten.

Mehr Informationen zu PEP und PrEP

Mehr Informationen zu STI

...könntest du als Frau ungewollt schwanger werden:
Falls du keine anderen Verhütungsmittel einnimmst, kannst du in jeder Apotheke die «Pille danach» holen. Sie ist auch für Frauen unter 16 Jahren erhältlich (bei Haus-oder Frauenärzt*innen, bei Familienplanungsstellen oder auf Notfallstationen der Spitäler). Die Einnahme dieses Medikaments kann mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein.

Beobachte deinen Körper, nachdem du ungeschützten Sex hattest. Falls du irgendwelche Veränderungen (Ausfluss aus Scheide oder Penis, Hautveränderungen etc.) bemerkst, wende dich sofort an eine Ärztin oder einen Arzt.

Wer übernimmt die Kosten für Behandlungen von sexuell übertragbaren Infektionen?

Medizinische Behandlungen werden von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen. Die Franchise und auch den Selbstbehalt musst du wie gewohnt selber übernehmen.

Fachpersonen stehen unter Schweigepflicht und dürfen ohne deine ausdrückliche Einwilligung keine Daten an Dritte weitergeben.

Wenn dich jemand an einer Party sexuell belästigt...

... und trotz klarem Nein von dir nicht damit aufhört, informiere die Security oder das Barpersonal.
Pass auf, wenn jemand versucht, dich mit angebotenen Getränken oder Substanzen gefügig zu machen und behalte deinen Drink stets im Auge.
Falls du Opfer sexueller Gewalt geworden bist, suche umgehend ein Spital zur Untersuchung auf und melde dich bei einer Opferberatungsstelle (gibt es in jeder grossen Stadt für kostenlose Hilfe und Begleitung).
Lass dich im Spital oder von einer Beratungsstelle in Bezug auf das Vorgehen und die Folgen einer Anzeige beraten.

Opferberatungsstellen findest du hier.

Substanzen mit hohem Risikopotenzial im Zusammenhang mit sexuellem Verhalten:

Überleg dir genau, wie hoch die Dosis bei welcher Substanz sein soll. Diese hängt unter anderem von deinem Körpergewicht ab. Informiere dich einzeln zu jeder Substanz.

Alkohol:
Erhöhtes Risikoverhalten durch Enthemmung und/oder Selbstüberschätzung. Alkoholkonsum ist einer der häufigsten Gründe für ungeschützten Geschlechtsverkehr! Alkohol wird auch missbraucht, um andere sexuell gefügig zu machen.

Mehr Infos zu Alkohol findest du hier.

GHB/GBL:
Erhöhtes Risikoverhalten durch enthemmende Wirkung und gesteigertes sexuelles Verlangen. GHB und GBL werden auch missbraucht, um andere sexuell gefügig zu machen («K.o.-Tropfen»).

Mehr Infos zu GHB/GBL findest du hier.

Poppers:
Erhöhtes Risikoverhalten durch schmerzhemmende, sexuell stimulierende, aphrodisierende und euphorisierende Wirkung. 

Mehr Infos zu Poppers findest du hier.

Ketamin:
Erhöhtes Risikoverhalten durch narkotisierende Wirkung und Realitätsverlust.

Mehr Infos zu Ketamin findest du hier.

Methamphetamin (Crystal):
Risikoverhalten durch aufputschende, schmerzhemmende, aphrodisierende Wirkung sowie Selbstüberschätzung.

Mehr Infos zu Methamphetamin findest du hier.

Kokain:
Erhöhtes Risikoverhalten durch Enthemmung und Selbstüberschätzung. Erhöht die Durchblutung und damit bei Frauen auch die Erregbarkeit (beim Mann dagegen kann es Erektionsstörungen hervorrufen).

Mehr Infos zu Kokain findest du hier.

Achtung:
Auch andere, hier nicht genannte Substanzen können Risikoverhalten begünstigen.